Palladio
Höhepunkte seiner Architektur auf dem Land, in Vicenza und Venedig
Die Architekturgeschichte wurde vielleicht von keinem einzelnen Baumeister stärker geprägt, als von Andrea Palladio. Warum er einen so nachhaltigen Erfolg hatte, dass seine Formen sich von Washington bis Bombay wiederfinden, ist ein Thema der Reise.
Wichtig zum Verständnis des Werkes von Palladio sind auch die Funktion der Villen, die soziale Stellung ihrer Auftraggeber und die berühmte Frage, ob es sich hier um bürgerliche Architektur handelt und gerade darin der besondere Erfolg liegt. Im Vordergrund aber steht erstmal natürlich die Schönheit dieser Bauten, die aus der perfekten Mischung aus Schlichtheit und Großartigkeit entsteht.
Die Reise beginnt in Vicenza, mit Palladios Entwicklung der „bürgerlichen Fassade“, also der Kombination von Wand und Säule, was „ohne Unschicklichkeit beinahe unmöglich ist“, wie Goethe bewundernd bemerkte. Ein Höhepunkt der Weltarchitektur ist das Rathaus, die sogenannte Basilika und das weniger bedeutende aber sehr schöne Theater. Vor den Toren der Stadt bildet der Besuch der Villa Rotonda, dem Ideal Palladianischer Architektur, einen weiteren Höhepunkt. Andere Villen im Umkreis werden von Vicenza aus besucht: die frühe Villa Godi in Lonedo, die einzige, bei der eine enge Anbindung an die Landschaft festzustellen ist; die vielleicht ideale Villa Badoer in Fratta Polesine, mit ihrer perfekten Gliederung und den runden Kolonaden, wo allerdings hinter der prachtvollen Schaufront sich nur ein eher kümmerliches Herrenhaus verbirgt; die Villa Barbaro in Maser, ein echtes Kunstwerk, bei dem der Kunstcharakter wohl wichtiger war als die tatsächliche Nutzung, weshalb sie ein absoluter Sonderfall innerhalb er werke Palladios darstellt; die Villa Emo in Fanzolo, das Ideal eines Landgutes mit einem ganz raffinierten Spiel mit der Wirkung der Fassade; die Villa Cornaro in Piombino Dese mit ihren zwei Schauseiten und einer tatsächlich vorhandenen Anbindung an den Garten; die Villa Foscari in Malcontenta mit ihrem grandiosen Mittelsaal, dem vielleicht schönsten Innenraum der europäischen Profanarchitektur.
Für die Architekturgeschichte ist Palladio auch wegen seiner Kirchenbauten bedeutend, nur ist er dafür nicht so bekannt geworden. Mit San Giorgio Maggiore hat er ein ganzes Kloster errichtet, mit wunderschönem Kreuzgang und mächtigem Refektorium. Die Kirche ist ein Höhepunkt klassischer Schönheit und manieristischer Raumplanung, voll Überraschungen und Täuschungen. Im Redentore errichtet er hinter einer konzentriert, spannungsvollen Fassade einen Saalbau mit anschließendem Zentralbau, ein wegweisendes Werk für den kommenden Barock. Zwei Tage in Venedig geben uns auch die Möglichkeit, mit Tizian und Tintoretto zwei Zeitgenossen Palladios zu betrachten und ihr Werk mit dem von Palladio zu vergleichen.