Friaul-Kärnten-Slowenien

Eine Reise in die Mitte Europas

 

In der Region Friaul gibt es eine einzigartige sprachliche Vielfalt: Kärntnerisch, Althochdeutsch und Mittelhochdeutsch in den Alpentälern, Hochdeutsch in Triest und Görz, Venezianisch an der Küste, Veneto-Dialekte im Westen, das rätoromanische Friulanisch in der Landesmitte und Slowenisch im östlichen Hügelland. Im Umkreis von kaum 100 Kilometern findet sich eine kulturelle Vielfalt, die in Europa einzigartig ist. Nicht nur die Sprachen verbinden den Friaul mit seinen Nachbarregionen, weshalb es lohnt, sich einmal den ganzen Kulturraum zu betrachten, das ehemalige Siedlungsgebiet der Karner. Die Bezeichnungen Kärnten, Karnien und Krain gehen auf diese gemeinsame Basis zurück.

Die große sprachliche Vielfalt in dieser Mitte Europas entspricht einer eben solchen landschaftlichen und klimatischen Vielfalt. Die Region ist damit von zahlreichen Grenzen durchzogen: alten und neuen politischen Grenzen, Sprachgrenzen, unterschiedlichen Klimazonen und geologischen Situationen mit entsprechenden Auswirkungen auf die Botanik, die Fruchtbarkeit und damit auf Landwirtschaft und Speisezettel. Diese vielfältige Situation erlaubt es zu betrachten, welche Bauformen sich mit welcher Grenze ändern und damit nachzudenken über die Grundlagen unserer Kultur. Dieser besonderen kulturellen Vielfalt und den Fragen zu ihrer Entstehung gilt diese Reise.

Auf der Anreise von München gibt es einen ersten Halt in Milstatt mit einem Besuch des Klosters, der barocken Kirche und des romanischen Kreuzgangs; vor der Fahrt bis Tissano folgt noch ein Blick auf das Schloss Porcia in Spital an der Drau, einem ganz frühen Renaissancebau einer friulanischen Familie in Kärnten. Am zweiten Tag geht es ins Althochdeutsche Sprachgebiet nach Sauris, dort stehen zwei Flügelaltäre aus der Nachfolge von Pacher; dazu gibt es malerische Dörfer in herrlicher Landschaft und ein Mittagessen mit lokalen Spezialitäten. Abschluss ist in Tolmezzo mit dem Heimatmuseum der karnischen Kultur, mehrfach mit europäischen Preisen ausgezeichnet.

Ein weiterer Tag zur alpinen Kultur beginnt beim riesigen Flügelaltar von Pontebba auf der alten Grenze zu Österreich; es folgt das nach dem Erdbeben mühsam wiederaufgebaute Gemona mit seinem gotischen Dom und noch etwas romanisch wirkenden Skulpturen sowie das malerische Venzone, einst unbedeutender aber seit dem Wiederaufbau unbedingt schöner als Gemona.

Der friulanischen Kultur im engeren Sinne ist der nächste Tag gewidmet: Die ausgemalte Dorfkirche in Griis ist ein ideales Beispiel für das reiche Erbe freskierter Kirchen, der eher venezianische Schnitzaltar von Mortegliano lädt zu Vergleichen zu den zeitgleichen Altären aus den Alpentälern ein. Es folgen die herausragenden Fresken der Renaissance in San Daniele und natürlich der berühmte Schinken zu Mittag. Den Abschluss dieses Tages bildet die frühe Verarbeitung von Schongauers Passion durch einen friulanischen Maler, der in Venedig sein Handwerk gelernt hat.

Den venezianischen Einfluss betrachten wir in Pordenone, einer einst habsburgischen Stadt mit entsprechender Stadtplanung, in der aber seit dem 17. Jahrhundert venezianische Häuser oder zumindest Fassaden gebaut wurden. Wir besuchen auch das romanische Kloster in Sesto al Reghena mit Resten einer Ausmalung der Giottozeit und bedenken in Casarsa im Geburtshaus von Pasolini Grundsätzliches zur friulanischen Sprache.

Völlig anders präsentiert sich die Mischung aus venezianischem und habsburgischem Erbe um Triest: Wir betrachten die Strassenzüge und die Reste der Altstadt mit ihren prächtigen Bauten, fahren zur ausgemalten Wehrkirche von Hrastolvje mit dem berühmten Totentanz und besuchen die malerische Hafenstadt Piran mit ihren venezianischen Denkmälern.

Die Betrachtung des Nordostens beginnen wir am Ostrand des Friaul mit einem Besuch in Vipava, einem Dorf mit manchen friulanischen Traditionen und eindrucksvollen Karstquellen. Dann geht es hinauf nach Ljubljana, der alten Hauptstadt des Herzogtums Krain mit schöner Altstadt und prächtigen Bauten. Seit der Selbständigkeit Sloweniens wurde die einst kleine Stadt mit monumentaleren Bauten aufgewertet, darunter originellen Beiträgen des Art-Deco.

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Friaul Wandern